Montag, 11. Dezember 2006

Long live the King!

05.12.06

Nachdem ich am Montag wieder zur Arbeit gehen konnte, war es am Dienstag endlich soweit: Der von allen herbeigesehnte 79. Geburtstag des Königs war gekommen! Natürlich war heute Feiertag (einer von jährlich 12 in Thailand).

Da Juliane mit einer Freundin das lange Wochenende am Strand verbrachte, zogen Bine und ich alleine los, um uns das Spektakel anzuschauen. Zunächst fuhren wir mit dem Skytrain zum Chao Praya River, um dann ein Expressboot in Richtung des Königspalastes zu nehmen. Die Fahrt war eigentlich recht unspektakulär, spannend waren jedoch die „Thai-Style“-Anlegemanöver: Da man ja keine Zeit verlieren will, bremste das Boot vor einer Anlagestelle nur leicht ab und fuhr mit einer Geschwindigkeit von ca. 10 – 15 KM/h auf den Steg zu. Hier sprang ein „Matrose“ mit einem Tau in der Hand von Bord und legte es blitzschnell um einen Poller. Das hatte natürlich den Effekt, dass das Boot ruckartig gestoppt wurde. Im Boot war das weniger ein Problem, dafür mehr für die wartenden Leute auf dem schwimmenden Steg: Sie wurden regelmäßig von dem entstehenden Ruck kräftig durchgeschüttelt, und dass dabei keiner aus den Latschen kippte, ist wohl nur der Erfahrung der Thais mit dieser Situation zu verdanken. Naja, auch diese Fahrt überstanden wir...

Bereits nachdem wir angekommen waren, konnten wir uns davon überzeugen, dass heute erst recht Gelb die dominierende Farbe unter den Thais sein würde. Alle (und wenn ich diesmal alle schreibe, dann meine ich auch alle) hatten sie ihr gelbes Königs-Poloshirt aus dem Schrank geholt, um auf diese Weise dem König Respekt zu zollen. Auf Höhe des Palastes wartete schon eine große Menschenmenge, die die Straßenränder links und rechts säumten und von Absperrungen zurückgehalten wurden. Die Palasteinfahrt wurde von Militärs in Paradeuniformen „bewacht“. Wir gesellten uns einige Minuten zu der immer zahlreicher werdenden Menschenmenge, stellten dann aber bald fest, dass hier noch eine Zeit lang nichts passieren würde.

Die wartende Menge vor dem Königspalast


Also befreiten wir uns aus der drückenden und schiebenden Menge und gingen zur Sanam Luang, einer Art „Festwiese“ gegenüber des Palastes. Hier waren einige Bühnen aufgebaut, es schien den Tag über sportliche Wettbewerbe und Paraden zu geben, und natürlich waren eine Unmenge von Ständen auf der Wiese und um das Gelände herum zu finden. Unter anderem fand auch ein Thai-Boxen-Turnier (Muay Thai) statt, das wir einige Zeit mitverfolgten. Hier trafen sogar einige Farangs auf einheimische Kämpfer, hatten jedoch meistens das nachsehen (ist klar, Thailand gewinnt ja auch nicht gegen England oder Deutschland im Fußball... ;-) ).

Der Treffer saß! Danach ging der Kämpfer in rot zu Boden.


Nachdem wir uns das bunte (naja, eigentlich gelbe) Treiben einige Zeit angeschaut hatten, hatten wir genug von dem Gedränge und wollten eigentlich nach Hause aufbrechen. Dies gestaltete sich allerdings als äußerst schwierig, da von den ca. 7 Mio. Einwohnern Bangkoks gefühlte 5,9 Mio. sich inzwischen auch auf der Sanam Luang befanden, und eine weitere Mio. weiter auf das Gelände zuströmte. So waren auch hier die Straßenränder von wartenden Thais gesäumt, und wenn es mal eine Lücke in der Absperrung gab, kam einem eine gelbe Menge entgegen geströmt. Auf der Suche nach einer Lücke trafen wir dann auf einmal eine Gruppe von Siemens-Praktikanten, die darauf warteten, dass der königliche Konvoi vorbeifuhr. Da sie wussten, dass dieser in ca. einer halben Stunde zu erwarten sei, gesellten wir uns dazu und verschoben unsere Essenspläne.

Ein wenig amüsant war der Anblick der thailändischen Polizisten, die im Abstand von ca. 5 bis 10 m die Straße flankierten. Sie waren alle mit einer Art rot blinkenden „Leuchtstab“ ausgerüstet und bildeten eine endlose, blinkende „Lichterkette“. Die Leuchtstäbe an sich erinnerten mich doch stark die Lichtschwerter aus „Star Wars“, oder aber an Kinderspielzeug. Allerdings muss man wissen, das solche Stäbe hier in Thailand bei Polizei und privaten Sicherheitsdiensten Gang und Gebe sind und zum Verkehr regeln genutzt werden (wenn man in dem Chaos noch von „regeln“ sprechen kann...).

kurz vor der Vorbeifahrt des Königs: die gelben Massen werden von den Lichtschwert-Polizisten "bewacht"


Und nach ca. 30 Min. war es dann auch soweit: der königliche Konvoi kam langsam die Straße heruntergefahren. Seine Majestät der König saß mit seiner Königin in einem Maybach, und die beiden winkten aus dem geschlossenen Fenstern den wartenden Menschen freundlich zu. Dem Maybach folgten dann noch weitere ca. 50 bis 80 Fahrzeuge, überwiegend BMW und Mercedes, die neben Sicherheitskräften wahrscheinlich die gesamte Königsfamilie (es soll allein knapp 20 Prinzessinnen geben) und die wichtigsten Würdenträger des Thailändischen Staates transportierten. Die Thais gerieten über die Vorbeifahrt des Königs natürlich in höchste Verzückung, jubelten und schwänkten Fähnchen. Die gesamte Vorfreude der letzten Monate (siehe oben), schien sich heute Abend in einer einzigen gelben „Explosion“ zu entladen. Aber auch für uns Farangs war es ein toller Moment. Wir waren „live“ dabei...

Dann hatten wir aber endgültig genug von der Menschenmenge, wir kämpften uns durch die Massen, hielten nur kurz wegen eines Feuerwerkes inne, und suchten uns in der nahe liegenden Khao San Road zum Abschluss ein Restaurant.