Donnerstag, 22. März 2007

Wiedersehen in Melbourne

02.-09.03.2007

Mein Bruder Henning verbrachte 4 Wochen beruflich in Australien. Da wir uns natürlich beide gerne wiedersehen wollten, und ich wahrscheinlich nicht mehr so bald die Gelegenheit bekommen sollte, so „nah“ an Australien zu sein („nur“ 9 Stunden Flugzeit), nahm ich mir kurzerhand eine Woche frei, um Henning zu besuchen. Dass es Melbourne wird und nicht Sydney war lange Zeit unklar, aber rechtzeitig zwei Tage vor Abflug wusste ich dann, wo es hingeht.

Samstags nachmittags ging es los, der Flug mit Singapore Airlines war dank gutem Service und einer großzügigen Auswahl von Filmen und Musik recht angenehm zu ertragen, trotzdem plagte mich die nächsten beiden Tage ein Jetlag.

Anscheinend kann ich nicht verreisen, ohne dass es nicht mindestens eine „Besonderheit“ gibt, wie z.B. ein Verspätungschaos. Diesmal geriet ich in die Fänge des australischen Zolls, die in mir wohl einen potentiellen illegalen Einwanderer sahen: Als alleine Reisender, der auch dank seiner Kleidung definitiv nicht als Geschäftsreisender zu identifizieren war, mit einem großen Koffer, und einem erst kurz vor Abflug gebuchten Ticket, fälllt man wohl durchs Raster. Ich musste mich nicht in eine der beiden ca. 50 m langen Reihen mit den „normalen“ Touristen und Geschäftsreisenden anstellen, meine Freude darüber verflog allerdings recht schnell, als ich merkte, dass ich zwar an den langen Schlangen vorbei, allerdings auch in die Sektion zur „Spezialbehandlung“ gehen durfte. Dort wurde ich von einer netten Dame in Empfang genommen, die sich sogleich daran machte, erst meinen Rucksack, und dann meinen Koffer komplett auszupacken und mir dabei unaufhörlich und im Small Talk-Stil Fragen zu stellen. Diese waren teilweise bewusst naiv und klangen alle ganz harmlos, Sinn und Zweck war wohl, die „Schwachstelle“ in meiner „Geschichte“ zu finden, und mich so als potentiellen Visum-Überzieher und illegale Arbeitskraft zu identifizieren. Die Fragen (z.B. was ich denn beruflich mache, warum ich erst so kurzfristig gebucht habe, was Siemens denn so macht, was ich als ein Controller mache, was mein Bruder macht, wo meine Unterkunft sein wird, was ich denn vorhabe („was, Sie haben noch nichts geplant? Sie hatten doch den ganzen Flug Zeit, den Reiseführer zu lesen?“ Klar, aber es gab eben auch 50 Filme zur Auswahl ;-) ) und so weiter und so fort. Nach 20 Minuten war die Plaudertasche dann endlich fertig, gemeinsam räumten wir meine ausgepackten Sachen wieder ein, und ich durfte nun auch offiziell australischen Boden betreten.

Nachdem ich im ziemlich außerhalb gelegenen Hotel meines Bruders angekommen war (ich konnte für die Zeit kostenlos in seinem Zimmer wohnen), gab es erstmal ein Frühstück, anschließend machten wir uns auf in die City. Dort gingen wir zunächst ins Aquarium, dass uns mit seinen vielfältigen „Insassen“ begeisterte. Teilweise fühlte ich mich zu meinen Tauchgängen zurückversetzt: „Habe ich gesehen, habe ich auch gesehen, kenne ich...“




Am beeindruckensten war jedoch das riesige, „begehbare“ Becken, in dem sich einige Haie und große Rochen tummelten. Sie schwammen wenige Zentimeter über den Köpfen, oder waren hinter der riesigen Panorama-Scheibe quasi direkt „neben“ einem. Ein tolles Erlebnis!




Anschließend flanierten wir noch ein wenig auf der „Southbank“ am Jarra River entlang, bevor wir von Manni, Hennings Kollegen, abgeholt wurden. Manni, ein gebürtiger Österreicher, lebt seit 9 Jahren in Melbourne. Gemeisam mit seiner griechisch-stämmigen Freundin Dee verbrachten wir einen sehr netten Abend in St. Kilda, einem am Meer gelegenen Stadtteil.

Am nächsten Morgen, während Henning arbeiten musste, machte ich ganz „Touri-mäßig“ den im „Lonely Planet“ (Reiseführer) aufgeführten Spaziergang durch Melbourne. Hierbei verfestigte sich mein erster Eindruck: Melbourne ist ein angenehme, trotz 3,2 Millionen Einwohnern übersichtlich erscheinende, recht grüne und in keiner Weisen hektische Stadt.






Erwähnenswert ist noch, dass ich während meiner Stadtbesichtigung vor mir immer wieder noch einen weiteren Touristen mit dem Lonely Planet (LP) in der Hand sah, der wohl das selbe vor hatte. Auch an den folgenden Tagen sah ich in Cafés, den Straßenbahnen oder auf der Straße noch mindestens 10 weitere Personen mit dem selben Reiseführer in der Hand – das nennt man dann wohl ein Quasi-Monopol...

Nach meinem Spaziergang bummelte ich noch durch ein Paar Geschäfte, da der LP die Meinung verbreitete, Melbourne sei DIE Shopping-Metropole Australiens. Na dann, mein Mitleid, verglichen mit BKK war das recht armselig ;-). Das Angebot in den angeblich wichtigsten Kaufhäusern war nicht wirklich ausführlich und abwechslungsreich, zudem schlossen selbst in der größten Mall in der City die Shops bereits um 18 Uhr.

Da ich davon überrascht war, dass Australien derart multi-kulturell ist (insbesondere hatte ich nicht so einen hohen Anteil an asiatischen Australiern erwartet), begab ich mich nachmittags noch ins „Immigration Museum“. In der Tat war es sehr interessant, von den einzelnen „Einwanderungs-phasen“ und Einzelschicksalen zu lesen und sich über die im Verlaufe der Jahrzehnte immer wieder verabschiedeten Repressionen und Schikanen, vor allem gegen Asiaten, aber z.B. während des 2. Weltkriegs auch gegen Deutsche, zu informieren.

Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch auf dem „Melbourne Observation Deck“, von dem aus ich auf 253 m Höhe eine tolle Aussicht über die Stadt genoss.








Der Dienstag begann mit einer Rundfahrt mit der „Circle Line“, einer kostenlos verkehrenden Straßenbahnlinie, die Ausstiegsmöglichkeiten in der Nähe der allermeisten Sehenswürdigkeiten der Stadt bietet. Ich verließ die Tram am Queen Victoria Market. Eigentlich hatte ich nur vor, für eine Stunde über den Markt zu bummeln, daraus wurden jedoch drei, da er mehr zu bieten hatte und größer ist, als ich gedacht hatte: Von Schmuck und Andenken (klar, es gab vor allem Bumerangs, sowie Stoff-Koalas und -Kängurus) über Kleidung und Schuhe, natürlich bis hin zu Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, sowie internationalen Spezialitäten.




Den Nachmittag verbrachte ich im Melbourne Zoo. Dieser artenreiche (ca. 350 unterschiedliche Tiere) und große Zoo hat als Besonderheit verschiedene „Themenparks“, in denen nicht einfach ein Gehege neben dem anderen ist, sondern wo verschiedene Landschaften nachgebildet wurden, in denen die Tiere in einem „natürlichen Umfeld“ leben. So sind die Elefanten und Giraffen in einem „afrikanischen Dorf“ angesiedelt, und um die verschiedenen Affenarten zu besichtigen, läuft man auf Stegen in Baumhöhe durch den Dschungel. Höhepunkt für mich war jedoch der „australische Outback“, in dem Emus, Wallabees und Kängurus frei umherliefen und man mit den Tieren quasi gemeinsam in einem großen Gehege waren – so nah kommt man selten an Zootiere heran! Auch dank dieser Attraktion war der Besuch im Zoo ein schönes Erlebnis.



kein schlechtes Leben, der Nasenbär ;-)









Am nächsten Tag musste ich bereits früh „aus den Federn“, da ich einen Tagesausflug entlang der „Great Ocean Road“ gebucht hatte. Diese ist eine der spektakulärsten Küstenstraßen überhaupt, besondere Berühmtheit haben die „12 Apostels“ erlangt, vor der Küste aufgereihte imposante, teilweise von den Gezeiten ausgehöhlte Felsformationen, die ein Wahrzeichen des Staates Victoria sind.

Zunächst steuerten wir jedoch Geelock und Troquay an, beliebte Surfer-Orte und Herkunft einiger der bekannten Surfer-Marken. Jetzt weiß ich wenigstens, wo die Originale der Klamotten herkommen, die es haufenweise auf den Märkten Südostasiens als Fälschungen gibt... ;-)


Bereits während der Weiterfahrt konnten wir die schöne Landschaft genießen, richtig interessant wurde es dann jedoch an den bekannten Aussichtspunkten in der Nähe der „12 Apostels“ und der „London Bridge“.

Arne und die 12 Apostel (nicht zählen, sind keine 12)







Die "London Bridge"


Da mir der Melbourne Zoo so sehr gefallen hatte, machte ich am Donnerstag mit meiner Vortagesbekanntschaft Jana, die zur Zeit in Sydney lebt und arbeitet, einen Ausflug zum „Werribee Open Range Zoo“, wie der Name schon sagt ein Freiluft-Zoo ca. 20 KM außerhalb Melbournes. Das Gelände ist wirklich riesig und erinnert in der Tat an die afrikanische Steppe oder das Outback. Wir fuhren mit dem Safaribus u.a an Gazellen, Dromedaren, Nashörnern, Giraffen vorbei.





Am putzigsten waren jedoch die „Meerkats“, kleine quirlige genossen, die man am liebsten gleich als Haustiere mitgenommen hätte.


"Was wir noch machen außer abhängen?

Gruppenkuscheln...
...in verschiedenen Stellungen,
...buddeln...

...oder einfach nur neugierig in der Gegend umherschauen!"

Jetzt war es aber dann auch gut mit den ganzen Viechern, den späten Nachmittag verbrachte ich mit einem Spaziergang am Yarra-River entlang, bevor ich am abends von Henning und Manni abgeholt wurde, und wir ein leckeres Abendessen an der Southbank mit Blick auf den Fluss und die Skyline genossen. Manni erzählte unter anderem von seinen vielen Reisen und gemeinsam kamen wir zu dem Schluss, dass Reisen eines der schönsten Dinge ist und dass man die Welt gar nicht genug bereisen kann...

Und so ging dieser tolle „Kurzurlaub“ zu Ende, am nächsten Morgen flog ich zurück nach BKK, mit der Erkenntnis, dass ich unbedingt mal wieder nach Australien kommen muss, dann mit mehr Zeit.