Montag kamen Elke, Patrick und Moritz aus Kambodscha wieder. Während erstere am nächsten Tag zurück nach D flogen, hatte Moritz noch knapp 2 Wochen vor sich. Zum Abschied der beiden gingen wir noch einmal auf den Night Bazaar shoppen und essen. Elke und Patrick, hat mich super gefreut, dass ihr hier wart!
Ich hatte ja bereits überlegt, Moritz für ein Paar Tage auf seiner Südostasien-Rundreise zu begleiten, und zum Glück hatte meine Chefin wie immer Verständnis für den Farang mit den zahlreichen Urlaubstagen und seinen vielen Reisewünschen und ich bekam kurzfristig 3 Tage Urlaub.
Freitags flogen wir als nach Luang Prabang, mit rund 20.000 Einwohnern eher ein Dorf als eine Stadt. Allerdings ist es ehemalige Königsstadt und hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten und zieht mit seiner romantischen Lage am Mekong und eingebettet in eine wunderschöne Landschaft viele Touristen an.
Laos ist mit ca. 8 Mio. Einwohnern der kleinste südostasiatische Staat, und auch einer der ärmsten. Ungefähr 80 % der Menschen Leben von der Landwirtschaft, und trotz einiger Verbesserungen in den letzten Jahren (es gibt nun eine recht gute, asphaltierte Straße vom Norden bis in den Süden) ist die Infrastruktur nur wenig entwickelt, viele Dörfer haben keine Elektrizität. Die Bevölkerung besteht im wesentlichen aus den „normalen“ Laoten, die (zumindest für einen Farang) nicht von Thais zu unterscheiden sind, und „Hilltribes“ (Bergvölkern) wie den Hmong oder Khmu. Laotisch ist dem Thailändischen sehr ähnlich.
In Luang Prabang suchten wir uns ein Gästehaus, das zum Glück eine deutliche Steigerung zu unserer Unterkunft auf Koh Chang war. Später trafen wir uns mit zwei Bekannten von Moritz, Eva und Uta, die wie Moritz – nur 2 Wochen zeitversetzt - eine Reise durch Südostasien machen, und mit denen wir gemeinsam ein Tour in das Umland von Luang Prabang machen wollten.
Wir entschieden uns schließlich für eine „Adventure-Tour“, die aus einem halben Tag Mountain Biking, 1,5 Tagen wandern und einem halben Tag Kajaking bestand.
Bevor es am Samstag Morgen dann losging, hatten wir noch Zeit für ein gemütliches Abendessen am Mekong River, und ein Paar Absacker-Drinks. Die „Hive-Bar“, die wir aufsuchten, war ein Tipp einer Kollegin, die Bar gehörte einer Freundin von ihr, die wir aber leider nicht dort antrafen. Bevor wir uns am nächsten Tag in die Einsamkeit verabschieden sollten, genossen wir noch einmal die feucht-fröhliche Atmosphäre in der Bar, die aufgrund ihres Konzepts auch irgendwo anders auf der Welt hätte sein können. Irgendwie ein seltsames Gefühl, man ist in einer Bar in Laos, die sich jedoch „anfühlt“, als wäre sie in Bangkok, München oder New York.
Unsere Tour begann also am Samstag morgen mit Mountain Biking. Die längste Zeit fuhren wir am Mekong entlang, auf den wir eine schöne Aussicht genossen. Die Strecke war recht anstrengend, es gab ein ständiges auf und ab, teilweise musste man absteigen und schieben. Aber aufgrund der netten Landschaft, die uns umgab, nahmen wir das gerne in Kauf.




erschöpft, aber glücklich erreichten wir den "Nam Ou"
Nach dem Mittagessen war es Zeit für das „Hiking“. Es ging auch gleich bergauf, schließlich wollten wir in die Berge, um die wunderschöne Natur zu genießen und fernab von anderen Touristen genießen. In der Tat erwartete uns diesmal „unberührte“ Natur, und unsere Guides Gal und Siang führten uns über enge Pfade, und durch kleine Flüsse, die wir durchwaten mussten. Insgesamt hieß es an diesem Tag sechs Mal, Wanderschuhe ausziehen, Flipflops an, und ab durch das Wasser. Zum Glück war das Wasser warm, dennoch waren wir am Abend froh, dass wir uns keine Würmer oder sonstige Parasiten eingefangen hatten. Nach ca. 3 Stunden Wanderung, mit zeitweise (aufgrund der Anstrengung sehnlichst erwarteten) Regen, erreichten wir unser Ziel, ein Dorf der Hmong irgendwo in den Bergen.


Das Dorf bestand aus traditionellen Bambushütten und wäre nicht gelegentlich Motorrad vor einer Hütte gestanden und hätte es danke Wasserkraft nicht in einigen Häusern Strom gegeben, wir hätten uns ins Mittelalter zurückversetzt gefühlt: Im Dorf liefen Schweine, Gänse, Hühner, Katzen und Hunde munter durcheinander, Asphaltboden oder ähnliches gab es nicht, so dass man ständig über den vom Regen aufgeweichten Erdboden lief, gewaschen wurde sich im Fluss, und die Toilette war „anywhere but not inside the village“.
unsere Guides kochten uns ein gesundes und leckeres Abendessen
Die Nacht verbrachten wir im Haus einer Familie, die im Obergeschoss ein Matratzenlager zur Verfügung stellte. Zuvor gesellten wir uns kurz zu den Familienoberhäuptern (zwei ca. 50 bis 60-jährige Männer; die Frauen und jüngeren durften / wollten nicht an der Runde teilnehmen), probierten Laotischen Whisky und tranken Bier aus Gläsern, die so dreckig waren, dass man am nächsten Tag froh war, ohne Herpes oder sonstige Beschwerden aufzuwachen. Aber so etwas gehört wohl zum „Gesamterlebnis“ ;-) .
hier verbrachten wir die Nacht
Morgens wurden wir von krähenden Hähnen geweckt, und nach dem Frühstück ging es weiter mit unserer Tour. Gal meinte, am Vortag hätten wir nur den „kleinen Dschungel“ gesehen, der „große“ würde erst noch kommen. Und er hatte nicht zu viel versprochen, der Weg, den wir zunächst einschlugen, war ein steiler, enger und teilweise fast zugewachsener Trampelpfad. Als der Weg sich ein wenig lichtete, wurden wir mit einer tollen Aussicht entschädigt. Je näher wir dem Dorf kamen, in dem wir unser Mittagessen einnehmen wollten, desto mehr Einheimische sahen wir, die auf traditionelle Weise Reis anbauten: Die Männer bohrten mit Stöcken Löcher in den Boden, die Frauen warfen Reiskörner hinein. Leider waren auch die negativen Folgen dieser flächenintensiven Anbaumethode nicht zu übersehen: Immer wieder sahen wir gebrandrodete Flächen, auf denen die über Jahrtausende gewachsene Vegetation unwiderruflich zerstört war. Laut unserem Führer Gal versucht die Laotische Regierung dieses Problem in den Griff zu bekommen, da den Bergvölkern, die den Reis ausschließlich zur Selbstversorgung anbauen, zunächst eine Alternative aufgezeigt werden muss, soll ein endgültiges Verbot erst im Jahre 2020 wirken. Durch diese Art der Brandrodung wurde im Übrigen auch der „Haze“ erzeugt, der unsere Sicht im April in Nordthailand getrübt hatte.
Kurz vor unserem Ziel wurden wir von einem heftigen Regenschauer überrascht. Zum Glück war ja Sonntag, und so konnten wir uns in die leere Dorfschule „retten“ und aßen zu Mittag. Trotz der einfachen Verhältnisse und abgelegenen Lage waren wir positiv überrascht, dass es hier eine Schule gab. Laut Gal schaffen es allerdings nur wenige Dorfkinder auf weiterführende Schulen oder Universitäten, da dies zu teuer wäre. Grundsätzlich scheint die Laotische Regierung sehr darauf bedacht zu sein, das Bildungsniveau zu steigern, so werden im ganzen Land (u.a. auch in Luang Prabang) neue Universitäten gebaut. Zudem gibt es Colleges, auf denen die Studenten im IT-Bereich geschult werden und Englisch lernen oder sonstige Fertigkeiten vermittelt bekommen.

Während der Mittagspause sahen wir auch die einzigen Farangs während unseres Trips, die ebenfalls eine Tour in die Berge machten. Insofern – Ziel fast erreicht, endlich war ich mal da, „wo niemand sonst hingeht“.
Nach der Mittagspause liefen wir noch kurz durch das Dorf, das den sinnigen Namen „oben auf dem Berg“ hatte. Dort bekamen wir landwirtschaftliche Geräte (z.B. eine Getreide-Mühle) zu sehen, die wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten in Gebrauch sind.
Von nun an ging es wieder abwärts, zum Teil sehr steil und „querfeldein“. Mit einem 15 KG Rucksack auf dem Rücken gar nicht so leicht... Meine Investition in Wanderschuhe und Regenjacke hatte sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn insbesondere die Schuhe dank einiger Schauer vor lauter Lehm und Erde nicht mehr wieder zu erkennen waren. Auch sonst war ich nach diesen zwei Tagen dreckig wie noch nie zuvor in meinem Leben. (bezogen auf die Kleidung, denn man konnte sich ja im Fluss waschen ;-) ). Allerdings schafften es unsere Guides irgendwie, bemerkenswert sauber zu bleiben. Meinen größten Respekt zolle ich insbesondere Gal, der den ganzen Weg in Flipflops zurücklegte!






Unterwegs erzählte uns Gal immer wieder interessante Details vom Leben in Laos. Zwar sind die allermeisten Menschen in der Lage, genug Reis für sich selbst anzubauen, allerdings kann es manchmal auch vorkommen, dass die Vorräte ausgehen, so dass die Menschen dann auf die Unterstützung der Regierung angewiesen sind. „Reiche“ Familien jedoch zeichnen sich durch den Besitz von viel Vieh aus. Durch den Verkauf ihrer Tiere können sie Geld verdienen (ein Rind ergibt 500 Dollar, ein Schwein 50 und ein Huhn 5 Dollar), und sich Dinge wie Elektrizität oder ein Mofa leisten. In der Dorfgemeinschaft gibt es viel Solidarität untereinander, so kommen zum Bau einer neuen Hütte alle Männer zusammen, die zum Hausbau nur einen Tag benötigen.
Die zweite Nacht verbrachten wir in einem Dorf am Ufer des „Nam Ou“ River. Wiederum schliefen wir in einem Raum (nur durch einen Verschlag abgetrennt) mit den Gastgebern und aßen unser Abendessen im Wohnzimmer der Familie. Es gab Hähnchen, das Gal zuvor direkt im Dorf gekauft hatte und für uns schlachten ließ. So frisches Huhn hatte ich auch noch nicht ;-).
Zum Abschluss unseres Trips stiegen wir am nächsten Tag in Kajaks und fuhren für ca. 4 Stunden den Nam Ou hinunter. Dieser hatte zum Teil recht „knackige“ Stromschnellen zu bieten, nach anfänglichem Respekt überwog allerdings der Spaß deutlich, so dass es am Ende eine wahre „Gaudi“ war, zwischen Felsen hindurch zu navigieren, hohe Wellen und Strudel zu durchfahren und dabei versuchen, nicht die Balance zu verlieren. Es gab jedoch auch ruhigere Abschnitte, wo wir die atemberaubende Landschaft genossen, die durch dicht bewachsene Steilwände geprägt war. Der Dschungel in diesem Bereich war äußerst dicht und die Bäume, die zum Teil mitten aus der Steilwand herausragten, waren riesig.
Als wir dann wieder in Luang Prabang ankamen, waren wir einerseits erleichtert, wieder ein richtiges Bad aufsuchen zu können und eine ausführliche Dusche nehmen zu können, sowie in einem richtigen Bett schlafen zu können, andererseits waren wir total happy über diese absolut geniale Tour. Sie war zwar körperlich anstrengend, tat aber emotional sehr gut: eine tolle Natur, eine herrliche Stille und Abgeschiedenheit, freundliche Menschen und die Erkenntnis, dass es einem doch verdammte gut geht. Denn wenn man sah, dass die Menschen der Bergvölker zwar unter denkbar einfachen Bedingungen lebten, dennoch aber ihre Grundbedürfnisse wie Essen und eine Behausung decken konnten, wurde man sich bewusst, auf was für einem hohen Niveau man selbst lebt.
Dienstag flog ich wieder zurück nach Bangkok, während Eva, Uta und Moritz am nächsten ihre Reise durch Laos fortsetzten.

















































